Magazin

Von wegen alt

„In Hamburg sagt man Tschüss, das heißt auf Wiedersehn. In Hamburg sagt man Tschüss, beim Auseinandergehn. In Hamburg sagt man Tschüss, das klingt vertraut und schön. Und wer einmal in Hamburg war, der kann das gut verstehn.“ (Hamburger Walzerlied von Hans Peter Landau) 

Mittlerweile liegt unser Besuch bei den hanseatischen Polygrafen schon einige Zeit zurück. Aber die Nachwirkung hält noch immer an. Wenn es jemand geschafft hat, den nötigen Respekt für die Schwarze Kunst einzufordern, dann waren es die aktiven Mitglieder des Museums für Arbeit in Hamburg-Barmbek, ehemalige Schriftgießer, Setzer und Drucker. Fachleute mit einigen hundert Jahren Erfahrung, die ihren Beruf, ja ihre Berufung lieben. Die „alten Hasen“ pflegen die Maschinen, planen Projekte, geben ihr Wissen gern und ausführlich an alle Interessierten weiter und produzieren ganz nebenbei noch schöne Druckerzeugnisse. Alles wird mit so viel Herzblut betrieben, dass man am Ende ganz stolz ist, ein kleines Zahnrad in diesem Handwerksgetriebe zu sein. Einen herzlichen Dank für die wunderbare Führung durch die Grafischen Werkstätten im Februar 2019. 

Um unsere Euphorie zu verstehen, möchte ich unbedingt auf die beruflichen Werdegänge einiger Hamburger Kollegen eingehen. Lest dazu die Artikel über Friedel, Wolfgang, Erich, Gerhard und Walter. Innerhalb dieser Texte werden auch „Ingrid“ – die hölzerne Spindelpresse und ein einzigartiges Museumsstück, das funktionsfähige Modell einer Rotationsdruckmaschine im Maßstab 1:10 vorgestellt und die Verfahrensweise der Monotype erklärt.

Wie schrieb Klaus Raasch einmal so treffend: „Was wäre die ‚Schwarze Kunst‘ ohne die ‚Weiße‘!“ Das war auch der eigentliche Anlass unserer Reise die 14. BuchKunstDruck Messe. „Schönes und Schräges, Traditionelles und Experimentelles, Erschwingliches und Exklusives auf und aus Papier“ wird seit 1998 dargeboten. Die damals als „Norddeutsche Handpressenmesse“ von Stefan und Wibke Bartkowiak gegründet, hat sich mittlerweile zu einer Verkaufsmesse mit über 50 Ausstellern und ca. 2.500 Besuchern etabliert und findet jährlich für drei Tage statt. Wir sind gern er Einladung von Herrn Raasch, der die Messe seit 2017 organisiert, gefolgt. 

Klaus Raasch, Jahrgang 1960 begegnete Mitte der 1970er Jahre in Essen-Werden dem Buchdruck. Nach dem Abitur und anschließendem Zivildienst studierte er an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg (Schwerpunkt Visuelle Kommunikation). Zusammen mit Artur Dieckhoff gründete er 1984 das Buchdruckatelier „Schwarze Kunst“. Seit 1986 ist er selbständig als Gestalter, Buchdrucker und Verleger tätig. Er war Herausgeber der „Edition Die Holzschnittbücher“ in Zusammenarbeit mit dem Gutenberg-Museum Mainz, dem Büchergilde ARTclub und dem Museum der Arbeit. Von 2002 bis 2012 war er freier Mitarbeiter in der Grafischen Abteilung des Museums der Arbeit. 

 

Bei herrlichem Sonnenschein und einer einzigartigen Atmosphäre verbrachten wir eine inspirierende Zeit auf dem denkmalgeschützten Fabrikgelände der ehemaligen New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie von 1871.  

 

Parallel zur Messe zeigten Maria Hemmleb und Artur Dieckhoff ihren Film „Chinesische Radikale“.

Er handelt von dem Fund von ca. 6.400 chinesischer Lettern und dazu passenden Matritzen in der ehemals bedeutendsten privaten Fremdsprachendruckerei J. J. Augustin in Glückstadt. Dazu wird es sicher noch einen eigenen Artikel auf unserer Internetseite geben.

 

Schön war es auch zwei bekannte Gesichter aus der Heimat auf der Messe zu treffen. Das Museum für Druckkunst in Leipzig hatte anlässlich des Clara Schumann Jahres einen kleinen Stand zum Thema Musiknotendruck. Zusammen haben wir dann ganz gemütlich den Tag auf dem Feuerschiff LV13 im Hamburger Hafen bei frisch gezapftem Bier und Fisch in der Mannschaftskombüse ausklingen lassen.

Text (nach Angaben von Klaus Raasch) und Fotos: Ilka Zoche / Foto Klaus Raasch: Michael Zapf