Magazin

Friedel Jack

Jahrgang 1924

Eigentlich wollte Friedel Jack zur See fahren. Doch der Vater stellte ihn vor die Wahl, einen angeseheneren Beruf zu erlernen, den des Kaufmanns oder Buchdruckers. So begann Fiete 1938 eine Lehre als Buchdrucker bei der Hamburger Druckerei Gustav Petermann. Die Druckerei hatte einen hervorragenden Ruf und verfügte über Bogentiefdruck, was zu derzeit eher unüblich war. Da er mit 14 Jahren zu jung für den Kriegsdienst war, konnte er seine Lehre fortsetzen nach dem Konzept des „Schweizer Degens“. Dabei wurden die Lehrlinge innerhalb von vier Jahren sowohl zum Buchdrucker als auch zum Schriftsetzer ausgebildet. Aufgrund kriegsbedingter Personalknappheit wurde er nach der Ausbildung bereits als sogenannter Saalmeister zur Überwachung der Schnellpressen eingesetzt. Nach der Gesellenprüfung kam der Einberufungsbescheid zum Reichsarbeitsdienst. Es folgten schicksalsreiche Jahre an der Ost- und Westfront. Er kam in Kriegsgefangenschaft, aus der er fliehen konnte und wurde verhaftet. 1947 entließ man ihn aus dem Militärgefängnis. Drucker wurden im Nachkriegsdeutschland händeringend gesucht. Da fand er schnell neue Arbeit bei der Akzidenzdruckerei Max Wulff, die Anfang der 1950er Jahre mit Hilfe von gelernten Facharbeitern aufgebaut werden konnte. Als Mitglied der IG Druck und Papier organisierte er sich gewerkschaftlich. Auch um sich beruflich weiterzuentwickeln, wechselte er 1955 in den Großbetrieb Axel Springer und machte dort eine betriebsinterne Umschulung von Bogen- auf Rotationsdruck. Europas modernste Tiefdruckerei investierte und führte 1958 ein in den USA entwickeltes Farbdrucksystem (Autotron) ein, so dass sich die Komplexität des Druckens erhöhte. Die Tiefdruckerei wurde nach Ahrensburg ausgelagert. Dort arbeitete Friedel Jack noch 20 Jahre bis zu seiner Pensionierung 1987. Als Rentner war Fiete dann noch einige Zeit als Statist und Komparse in den Hamburg-Studios tätig. Seit 2013 engagiert er sich in der Buchdruckwerkstatt des Museums der Arbeit und wurde quasi wieder zurückversetzt in die Anfangszeit seines beruflichen Werdegangs.

Text und Foto: Ilka Zoche

Quelle: „… unseren Beruf gibt es nicht mehr …“ Technologischer Wandel in der Druckindustrie – Die Perspektive der Drucker und Setzer, Lehrforschungsprojekt der Professur Neuere Sozial-, Wirtschafts- und Technikgeschichte, Helmut-Schmidt-Universit Hamburg, Herbsttrimester, 2016.