Jahrgang 1945
Nach dem Schulabschluss entschied sich Walter Fischer für eine Ausbildung im Grafischen Gewerbe. Hier konnte man sich qualifizieren und wurde gut entlohnt. Das traditionsreiche Gewerbe genoss hohes Ansehen und hatte Zukunft. In einer kleineren Druckerei mit ca. 20 Mitarbeitern absolvierte er von 1961 bis 1964 die Ausbildung zum Buchdrucker. Neben dem praktischen Teil, ging Walter Fischer einmal pro Woche in die Berufsschule. Nach bestandener Prüfung war er noch in zwei Firmen im Buchdruck tätig. In diesen Druckereien etablierte sich der Offsetdruck. Lernen durch Zuschauen und Mitmachen war hier die Devise. Sein Interesse für dieses Druckverfahren hielt sich in Grenzen. Deshalb begann er 1967 eine vierteljährige Umschulung zum Rotationstiefdrucker in der Verlagsdruckerei von Axel Springer in Ahrensburg. Hier war er dann 44 Jahre im Schichtdienst, zunächst als einfacher Drucker und später als Maschinenführer tätig. Die letzten 20 Jahre arbeitete er als Schichtleiter.
2012 hat er als ehrenamtlicher Mitarbeiter in der grafischen Abteilung angeheuert.
Rotationsdruckmaschine
Walter Fischer startet für uns ein besonderes Schmuckstück, eine Zeitungs-Rotationsmaschine im Maßstab 1:10, die in der hauseigenen Restaurierungswerkstatt sorgfältig aufgearbeitet wurde. Das Original sorgte schon 1954 auf der Weltausstellung für Furore. Von einem ca. 15 cm breiten geätzten Tiefdruckzylinder werden zuerst die hochaufgelösten Bilder auf die Vorderseite gedruckt und danach auf die Rückseite austauschbare Texte (z.B. für verschiedene Sprachen) im Buchdruck. Also zwei Drucksysteme in einer Maschine und jedes System benötigt eine andere Farbkonsistenz: zähflüssige Farbe für den Hochdruck und dünnflüssige Farbe für den Tiefdruck. Faszinierend, wie aus einer Rolle Papier, kleine vierseitige Zeitungen entstehen.
Heinrich Kempcke, Leiter der Maschinenbauwerkstatt der legendären Tiefdruckerei Broschek in Hamburg hat das Modell entworfen und dann in der Maschinenbauwerkstatt Mitte der 30. Jahre mit Hilfe von Lehrlingen bauen lassen. Was gar nicht so einfach war, denn mit dem Maßstab ändert sich auch das Verhalten von Farbe, Papierlauf und die Stabilität der Zylinder. Jedes Teil an der Maschine ist also feinste Handarbeit.
Text: Walter Fischer, Ilka Zoche / Foto und Video: Ilka Zoche