Magazin

Erich Hirsch

Jahrgang 1936

Nach dem Krieg begann Erich Hirsch in einer kleinen Druckerei in der Nachbarschaft als „Laufbursche“ zu arbeiten. Als Zwölfjähriger musste er Geld dazuverdienen, um seine Mutter finanziell etwas zu entlasten. Sein eigentlicher Berufswunsch war der des Radiomechanikers. Aus Mangel an Lehrstellen begann er jedoch die Ausbildung zum Schriftsetzer. Nach bestandener Gesellenprüfung arbeitete er einige Jahre als klassischer Schriftsetzer. Dann begann er privat finanziert die zehnwöchige Umschulung zum Monotype-Taster in Frankfurt am Main. Das passte viel besser zu seiner Technikbegeisterung. 1961 machte er zusätzlich noch die Ausbildung zum Monotype-Gießer und ging dann nach Solothurn und Winterthur in die Schweiz. Dort waren die Löhne und Lebensbedingungen besser als im kriegszerstörten Deutschland. Nach drei Jahren kam er zurück nach Hamburg und arbeitete als „Monotyper“ bei der Hanseatischen Druckanstalt, danach bei der Firma Utesch bis zu seiner Entlassung.

Hirsch schulte auf den Lichtsatz um, der den klassichen Hochdruck verdrängte. Monotype-Setzer waren nicht mehr gefragt. Auf der „Linotyp 303“ war er fünf Jahre vor allem als Perforator tätig, spezialisiert auf wissenschaftliche Druckerzeugnisse wie mathematische Abhandlungen oder fremdsprachige Wörterbücher. Nach 25 Jahren wurde Hirsch entlassen. Ein beruflicher Wechsel, z.B. in den Bereich der Elektronik/Elektrotechnik war aussichtslos. So ging er bereits mit 60 Jahren in die Frührente.

 

2009 folgte Hirsch dem Ruf des Museums, welches auf der Suche nach jemandem war, der die Monotype-Maschine wieder zum Laufen brachte. Nach einem halben Jahr war die Setzmaschine für Einzellettern wieder funktionsfähig.

Monotype

Die Setzmaschine für Einzellettern „Monotype“ wurde 1897 vom Amerikaner Tolbert Lanston erfunden. Anders als die Setz- und Gießmaschine „Linotype“, erfolgen hier die Arbeitsvorgänge des Setzens und des Gießens getrennt voneinander.

Über 276 Taster werden der Text bzw. die Zeichen eingetippt und als Code in einen 31-Kanal-Lochstreifen gestanzt. Auf der Tastatur sind sechs „Alphabete“ angeordnet, jeweils als Versalien und Gemeine für Lauftext in Regular (weiße Tasten), für Überschriften in Fett (grüne Tasten) und für Auszeichnungstexte in Kursiv (schwarze Tasten). Die Tastatur kann übrigens auch neu konfiguriert werden. Für die Bestimmung des Zeichen- und Zeilenausgleichs läuft eine Set-Trommel mit. Diese ermittelt die Differenz von vorher festgelegter Zeilenbreite und Dickten der Zeichen. Der ausgelesene Zeilenrest wird aufgeteilt, die Zwischenräume entsprechend vergrößert oder verkleinert. Dieser Wert wird ebenfalls codiert und am Zeilenende gestanzt. Mit einem sogenannten Lochkamm war das Kontrolllesen möglich.

In einem Gießgerät wird das vorher erzeugte Lochband mit Druckluft ausgelesen. Das Lochband steuert einen Matritzenrahmen mit 255 (15 x 15) oder 272 (16 x 17) Matrizen so, dass die entsprechende leere Matrize vor einer Gießspritze positioniert wird und die Bleilegierung aus 84 Prozent Blei + 12 Prozent Antimon bei 370° C hineingegossen werden kann. Um die 8.000 bis 10.000 Lettern pro Stunde können so hergestellt werden. 

Beide Aggregate für das Setzen und Gießen sind nicht nur komplex in ihrer Mechanik und sehr präzise, sondern auch laut und heiß. Im Prinzip haben wir es hier schon mit einem Computer zu tun, nur eben mechanisch. In den 1960er Jahren wurde die Monotype durch den Fotosatz verdrängt.

Foto, Text (Angaben siehe Quelle), Video: Ilka Zoche

Quelle: „… unseren Beruf gibt es nicht mehr …“ Technologischer Wandel in der Druckindustrie – Die Perspektive der Drucker und Setzer, Lehrforschungsprojekt der Professur Neuere Sozial-, Wirtschafts- und Technikgeschichte, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, Herbsttrimester, 2016.