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Wolfgang Frenzel

Jahrgang 1928

Wolfgang Frenzel verbrachte seine Schulzeit an verschiedenen Orten im Rahmen der Kinderlandverschickung, weg von zu Hause. Im Mai 1943 begann er eine Lehre zum Maschinenbauer, die durch den Krieg unterbrochen wurde. Zur Luftwaffe eingezogen, verwundet, im Lazarett und Gefangenschaft Ende 1945 wieder zu Hause musste er eineinhalb Jahre nachlernen, um seine Gesellenprüfung zu bestehen. Die Lehrfirma schickte ihn dann für sieben Monate als Volontär ins Werk Johannisberg/Giesenheim. Bei der Vertretung der Firma Albert-Frankenthal begann er im August 1951 in dem neuen Arbeitsfeld Buchbindermaschinen zu arbeiten. 1956 wechselter er zur Graphischen Union, wo er DDR-Maschinen (Planeta) betreute und oft in Belgien und Frankreich eingesetzt wurde. Das Betriebsklima wurde nach dem Tod des Seniors schlecht. Zusammen mit Meister Kurt Rehmus wagte er den Schritt in die Selbständigkeit. Alles begann mit einem Schraubstock und einer alten Drehbank. Rehmus entwickelte die erste Zylindersiebdruckpresse der Welt. Die erste Maschine ging an die Siebdruckerei Pörschke in Hamburg. Der Betrieb lief gut, aber das Geld wurde knapp. So baute sich Wolfgang Frenzel erfolgreich ein zweites Standbein auf: die Aufarbeitung gebrauchter Druckmaschinen und deren Export nach Übersee. Letztendlich war er 35 Jahre in der Firma Rehmus tätig. Sein Weg führte ihn in Länder wie Marokko, Tunesien, Algerien, Jordanien, Saudi Arabien u.v.a.m.

Heimatverbunden und als Familienmensch engagierte er sich seit 1960 im Verein geborener Hamburger. Dort war er unter anderem 20 Jahre lang Jugendleiter. Zusammen mit seiner Frau organisierte er auch über elf Jahre lang Stadtführungen durch Hamburg. Nach dem Tod seiner Frau 2004 führte ihn sein Weg ins Museum der Arbeit. Dort traf er auf bekannte Menschen aus seiner Berufszeit. Eine Aufgabe war auch schnell gefunden, die Abteilung Bleiguss musste dringend in Ordnung gebracht werden. Bis heute kann man ihn bei seinen anschaulichen Führungen durch diese Abteilung erleben.

„Ingrid“ – Hölzerne Spindelpresse

Einen besonderen Verdienst fürs Museum erbrachte Wolfgang Frenzel, indem er maßgeblich den Nachbau der hölzernen Spindelpresse von 1780 unterstützte, die regelmäßig auf Messen und Veranstaltungen zum Einsatz kommt.

Auf dem seltenen Original, wurde die größte europäische Tageszeitung der „Hamburgische Correspondent“ mit einer 30.000er Auflage gedruckt. Um die Presse zu schonen, wurde sie mit modernen Mitteln nachgebaut. Wolfgang Frenzel zeichnete Baupläne nach alten Vorlagen. Die Museumswerkstatt formte die Bauteile, die Tischlerarbeiten dabei übernahm Karin Bütner. Maschinenbaustudenten der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) unter Prof. Hahneberger bauten die Spindel und Mutter. Der Bengel wurde vom früheren Kollegen der Firma Rehmus gefertigt. Die Spindel ist mit einer bestimmter n Schneckenführung gefertigt, damit der Pressbengel mit großer Muskelkraft die Druckfarbe vom Schriftsatz aufs Papier übertragen kann. Für den Bau wurde extra abgelagertes Eichenholz benötigt. Um dieses zu beschaffen, mussten einige Biere mit dem Chef vom Sägewerk Deinlein getrunken werden. Materielle und finanzielle Unterstüzung erhielt das Museum von Thalia und der Lehrwerkstatt Blohm + Voss. Der feierlicher Andruck war dann am 9.3.2009. Die Druckpresse wurde auf den Namen „Ingrid“ getauft.

Text: Wolfgang Frenzel, Ilka Zoche / Foto: Sabine Ufer / Video: Ilka Zoche