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Quick response – aber langsam

Hat Dich ein Bierdeckel auf diese Seite geführt? Hurra, dann ist unser Experiment geglückt: Wir haben mit Hilfe einer fast ausgestorbenen Technik die digitale mit der analogen Welt verbunden. Wie das genau vonstattenging, lest selbst und erzählt es weiter.

 

Können wir im Handsatz aus beweglichen Lettern einen QR-Code erstellen und auf Visitenkarten drucken? Dieter Seppelt, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Museums für Druckkunst Leipzig, nahm diese dahingesagte Idee ernst und legte gleich los. Obwohl von quick response (QR), also einer schnellen Antwort hier nicht die Rede sein kann. Die analoge Erstellung im Handsatz braucht schon etwas Zeit. Und „nur“ einen Code drucken, war uns zu wenig.

 

Das Ergebnis sind ca. 300 Visitenkarten auf deren Vorderseite der QR-Code zu unserer Internetseite gedruckt ist und auf der Rückseite ein Rundsatz mit Absender und dem Wappen der Buchdrucker. Natürlich haben unsere Visitenkarten gleich noch einen praktischen Nutzen, denn als Bierdeckel liegen sie in unseren geselligen Runden nun immer auf den Tischen und regen zum Fachsimpeln an.

 

Dank der folgenden Dokumentation von Herrn Seppelt, können wir jeden Schritt seines Vorgehens nachvollziehen und vielleicht bei Bedarf auch eine Nachauflage produzieren.

 

„Der QR-Code bzw. dessen Vorlage wurde natürlich mit digitaler Technik erzeugt. Für den Satz verwendete ich Linienelemente in 6 Punkt. Die waren in ausreichender Menge im Museum vorrätig. Der fertige Satz passte letztendlich in der Dimension auch auf einen klassischen runden Bierdeckel im Format 10,7 cm.

 

Auf der Rückseite sollte das Wappen und der Gruß („Gott grüß’ die Kunst“) der Buchdrucker sowie unser Absender aufgedruckt werden. Die Erstellung eines Manuskriptes ist hier sehr wichtig, da aufgrund der Form des Bierdeckels, Rundsatz nötig war. Also musste ich überlegen, welche Schriftgröße zum Deckelradius passt. Der Durchmesser des Bierdeckels ist 10,7 cm. Der Entwurf für den Rundsatz ergibt einen Durchmesser von 7 cm. Ich wählte also die 24 Punkt Times aus. Nun benötigte ich noch einen festen Ring, um den ich die Lettern legte. Aus Stabilitätsgründen sollte er möglichst aus Metall sein. Und wenn er nicht mitdrucken sollte, musste er natürlich auf Ausschluss-Höhe gebracht werden. Zwischen den Lettern ergaben sich Leerräume, die mit Blindmaterial aufgefüllt wurden.

Der Satz

Ich habe, wie bei jedem Satz, mit Über- und Unterschlag (in diesem Fall 24 Cicero Satzbreite) begonnen, da hinein habe ich die Ringe platziert, das Ganze vorerst mit Magneten stabilisiert und dann schon einmal die ersten Buchstaben eingefügt. Dann habe ich den restlichen Text zwischen die beiden Ringe gesetzt.

Beide Zeilen „GOTT GRÜSS DIE KUNST“ und „Polygrafen Kollektiv Leipzig“ sind jeweils mit einem Stern getrennt. Damit ist der eigentliche Rundsatz schon beendet. Ach so, die Ringe sind übrigens aus Plaste (HT-Rohr, Baumarkt).

Im Museumsmagazin lagen noch wunderschöne Messing-Klischees des Buchdruckerwappens. Davon durfte ich eines verwenden, welches auch noch wie angegossen in die Mitte des Rundsatzes passte. Das ersparte mir eine Menge zusätzlicher Arbeit. Nicht nur die Beschaffung eines neuen Klischees, sondern auch die geplante Umsetzung (siehe Manuskript). Das ursprüngliche Klischee sollte in die Mitte platziert und mit einem Kreis umschlossen werden. Ich hätte die Mitte des Kreises mit hohen Unterlagstegen ausfüllen müssen. Aber so kleine hohe Stege gibt es nicht vom Material her, um alle Lücken auszufüllen. Da das zur Verfügung gestellte Klischee auch kleiner als geplant ist, fand statt des Kreises nun der Absender des Museums seinen Platz. 

Die Zwischenräume außerhalb des Kreises habe ich noch aufgefüllt, sodass der Kreis fest in der Mitte verankert war und ausgebunden werden konnte

Der Druck

Die Bierdeckel wurden auf dem Bosten-Tiegel in der Setzerei gedruckt. Dafür musste ich eine Anlage für die Deckel ausmessen. Das ging am einfachsten, indem ich einen Abdruck mit wenig Farbe auf den Aufzug machte. Für die Anlage nahm ich Ausschluss, und zwar drei Zwei-Cicero-Stücke in 4 Punkt Stärke, und habe darauf ein Stück Karton geklebt. Nach einem nochmaligen Probeabdruck, diesmal auf einen Bierdeckel, und der Standkontrolle/-korrektur, musste jetzt nur noch Farbe auf dem Tiegel aufgetragen werden und dann konnte es losgehen.“

Text und Fotos: Dieter Seppelt, Ilka Zoche